Teil 1: Pflegekinder statt Kinderwunschklinik: Ein Paar mit unerfülltem Kinderwunsch berichtet
Von Pamela Premm
Caroline Wagner aus Mittelhessen träumte schon immer von einer großen Familie wie aus dem Bilderbuch – mit einem Bauernhof und mindestens vier Kindern. Zwei davon sollten Pflegekinder sein. Das stand für die gelernte Erzieherin schnell fest. Ihr Mann Thomas war dagegen nicht so leicht zu überzeugen. In einer dreiteiligen Interview-Reihe haben wir das Pflegeeltern-Paar befragt, wie sie ihre Entscheidung getroffen haben, welche Bedenken sie hatten und wie sie mit Krisen umgehen.
Schon als kleines Mädchen träumte Caroline Wagner von ihrer eigenen Familie mit zwei leiblichen und zwei Pflegekindern. In ihrer Ausbildung als Erzieherin und bei ihrer Arbeit im Kinderheim kam Sie zum ersten Mal mit Kindern in Berührung, die nicht in ihren Familien bleiben konnten.
„Die einzelnen Schicksale der wunderbaren kleinen Wesen haben mich sehr berührt,“ erinnert sich die 35-jährige. Schnell war für Caroline klar, dass sie später in jedem Fall zwei Pflegekinder aufnehmen würde. Ihrem heutigen Mann Thomas setzte sie damals schon die Pistole auf die Brust.
Kinderwunsch gewinnt an Bedeutung
Für ihren Mann allerdings waren Kinder und vor allem Pflegekinder erstmal kein Thema. „Er hatte nicht wirklich Bezug dazu, für ihn stand die Karriere und unser Leben als Paar an erster Stelle.“ Mit der Hochzeit flackerte bei Caroline der Wunsch erneut auf, eine Familie zu gründen. „Ich wollte endlich mein Baby im Arm halten und habe mir immer vorgestellt, wie es sein wird, einem Kind das Leben zu schenken.“ Doch aus diesem Gefühl wurde nichts. „Wir haben es immer wieder versucht, Monat für Monat gebangt und gehofft, um schließlich doch wieder ein negatives Ergebnis in den Händen zu halten.“ Über Jahre zog sich das Wechselbad der Gefühle, bis bei Caroline eine Schilddrüsenerkrankung festgestellt wurde. Die Chance, ein Kind auf natürlichem Wege zu bekommen, rückte damit in weite Ferne. Für die junge Frau brach eine Welt zusammen. Es begann eine Zeit des Abschiedsnehmens, der Trauer und des Schmerzes. „Ich war am Boden zerstört. Dabei hatte ich das Gefühl, alle Frauen um mich herum, waren plötzlich schwanger. Ich fiel in ein tiefes Loch, fühlte mich depressiv. Alles, was ich mir je erträumt hatte, schien für immer verloren.“
Pflegekinder statt Kinderwunschklinik? Ein Schlüsselerlebnis bringt Klarheit
Eine Kinderwunschklinik kam für das Paar nicht infrage. Die körperliche und seelische Belastung wäre einfach zu groß geworden. „Jeder gescheiterte Versuch in der Kinderwunschklinik hätte die Situation noch schlimmer für mich gemacht“, erzählt Caroline. Eine Adoption war ebenfalls kein Thema: Viel zu lang seien die Wartelisten für Adoptivkinder. Immer wieder bringt Caroline das Thema Pflegekinder zur Sprache. Pflegekinder statt Kinderwunschklinik? Ihr Mann Thomas hatte seine Zweifel, bis es zu einem Schlüsselerlebnis kommt. Das Paar trifft sich mit einer bekannten Pflegefamilie, stellt Fragen und sucht den Austausch. „Mir hat es sehr geholfen, an diesem Abend mit den Pflegeeltern über rechtliche Themen und den formellen Rahmen zu sprechen“, sagt Thomas heute. „Im Gegensatz zu meiner Frau, bin ich eher ein sachlicher Mensch. Ich treffe Entscheidungen weniger aus dem Bauch heraus. Daher war es gut, mehr über die Abläufe zu erfahren. Die Berichte aus erster Hand haben uns darin bestärkt, eine Pflegefamilie zu werden.“ Bis das Paar letztendlich die Entscheidung trifft, ein Pflegekind aufzunehmen, vergehen weitere Monate. „Irgendwann hat mein Mann unser Vorhaben abgenickt und ich durfte endlich den langersehnten Termin im Jugendamt vereinbaren.“
Die Freude war unglaublich…
Im April 2012 folgt das erste Gespräch mit der zuständigen Sachbearbeiterin. Im November besucht das Paar ein Pflegekinderseminar. Für Caroline kein einfacher Weg. „Es lag so viel Emotion in meinem Kinderwunsch, dass es für mich schwierig war, das Thema sachlich anzugehen. Mein Mann hat mich dabei immer unterstützt.“ Eine OP im Dezember gab der jungen Frau Zeit, Dinge für sich zu ordnen und zur Ruhe zu kommen. Kurz darauf folgte der erlösende Anruf. „Ich erinnere mich noch genau an den 27.12.2012. Wir saßen gerade beim Frühstück. Ein 13-monatiges Mädchen liege im Krankenhaus, könne nicht mehr zu den Eltern zurückkehren und benötige dringend eine Pflegestelle. „Wir hatten genau fünf Minuten Zeit, um uns zu entscheiden.“ Das Paar entschied sich für die kleine Miriam. „Wir mussten so viel organisieren, vom Babyfläschchen bis zum Kinderbett. Die Freude war unglaublich.“
Wenige Stunden später war sie da
Wenige Stunden später zog das Baby bei den Wagners ein. „Wir haben auf dem Balkon gestanden und auf sie erwartet. Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Auch bei ihrem Mann Thomas, war schnell klar, dass er dieses kleine Geschöpf sofort ins Herz geschlossen hatte. „Sie saß auf meinem Schoß, streichelte meinen Arm und sagte Ei, Ei. Da wussten wir, dass alles gut werden würde.“
Mittlerweile hat das Paar drei Pflegekinder im Alter von drei, sieben und acht Jahren, alles Mädchen.
„Wir sind einfach nur superglücklich als Familie“, betont Caroline. „Ich habe meine Herzensaufgabe gefunden und mich mit meinem Schicksal ausgesöhnt. Wir können nur allen kinderlosen Paaren Mut machen, sich mit dem Thema Pflegekinder zu befassen. Man bekommt so unglaublich viel zurück. Und keine der drei Pflegetöchter würde ich eintauschen für ein leibliches Kind.“
[Metadescription: Pflegekinder statt Kinderwunschklinik: Für ungewollt kinderlose Paare eine Option. Ein Paar erzählt von seinem Weg zur Pflegefamilie.]
In diesem Beitrag lesen Sie welche Aspekte im von der großen Koalition beschlossenen Rentenpaket 2019 für Pflegefamilien vor allem im Zusammenhang mit der Mütterrente relevant sein können.
Die Rente insgesamt ein Thema für alle Menschen. Seit Jahren wissen wir, dass die Gefahr eines Kollaps bezogen auf unsere Renten größer und größer wird. Die Begründungen dazu sind hinglänglich bekannt. Wir alle werden aufgefordert privat vorzusorgen, damit wir nicht in eine Altersarmutsfalle tappen.
Aus meiner Sicht wird der Leistung von Müttern und Familien unabhängig davon, ob sie sich um eigene oder angenomme Kinder kümmern, immer noch nicht angemessen Rechnung getragen. Interessenverbände wie z.B. PFAD – Bundesveraband der Pflege- und Adoptivfamilien Deutschland e.V.versuchen auf die Politik Einfluss zu nehmen, und die Anrechnung von Kindererziehungszeiten zu verbessern. Das Rentenpaket ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch ist noch weit entfernt, den gesellschaftlichen Beitrag wirklich zu würdigen.
Die große Koalition hat jetzt die neue Mütterrente ab 2019 auf den Weg gebracht. Was gilt es für Pflegefamilien zu beachten!
Was ist die Mütterrente?
Mit der Mütterrente erkennt der Staat die Erziehungsleistungen von Eltern an, diese Zeiten werden grundsätzlich auf die Rente angerechnet. Des Weiteren sollen Mütter – seltener Väterm – die aufgrund von Kindererziehung ihren Beruf ruhen lassen, in der Rente nicht wesentlich schlechter gestellt werden, als kinderlose Arbeitnehmer.
Was wurde im Rentenpaket entschieden?
Ab 2019 bekommen alle Mütter mit Kindern, die vor 1992 geboren sind, zusätzliche Rentenansprüche. Jedoch gibt es statt einem Rentenpunkt nur einen halben Rentenpunkt. So sieht es der Rentenkompromiss vor. Diese Mütterrente erhalten alle Eltern. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Kinder Vollzeit betreut wurden oder nebenbei berufstätig waren. Es gibt jedoch eine Einkommenobergrenze, die sich an der Beitragsbemessungsgrenze für Rentenbeiträge orientiert. Liegen Mütter oder Väter darüber bekommen sie ihre Erziehungsleistung nicht auf die Rente angerechnet. Eltern, die ihre Kinder zusammen großgezogen haben, können wählen, wer die Erziehungszeiten erhalten soll. Gleiches gilt für Pflegefamilien und Mütterrente.
Wichtig: Antrag für die Mütterrente stellen!
Um sich die Erziehungszeiten anrechnen zu lassen, muss bei der Rentenversicherung ein entsprechender Antrag gestellt werden. Wurden schon vorher Erziehungszeiten berücksichtigt, muss dieser Antrag nicht gestellt werden. Es wird jedoch empfohlen das persönliche Rentenkonto danach zu überprüfen.
Zur Beachtung: Besonderheiten bei Pflegefamilien und Mütterrente
Adoptiv- und Pflegeeltern, die Mütterrente beanspruchen, müssen bei ihrem zuständigen Rentenversicherungsträger formlos einen Antrag stellen. Die ist besonders wichtig, da eine Berücksichtigung von Erziehungszeiten ausgeschlossen ist, wenn die Kindererziehungszeit bereits bei einem anderen Leistungsempfänger (leibliche Eltern von Pflegekindern) berücksichtigt wurde. Diese Praxis stellt aus unserer Sicht einen Affront gegenüber der Erziehungsleistung der Pflege- bzw. Adoptiveltern dar. Deshalb fordert der PFAD – Bundesveraband der Pflege- und Adoptivfamilien Deutschland e.V. in seiner Stellungnahme den Passus mit dem Leistungsausschluss ersatzlos zu streichen.
Folgende Links klären weiter zum Thema Pflegefamilien und Mütterrente auf:
Pflegevater Uwe Wüst verfasst ein Gedicht über seine Pflegetochter
Anlässlich unseres Film „Basisstation gesucht“ verfasste Uwe Wüst ein Gedicht über ein Pflegekind mit dem Titel „13 Jahre“.
Wie kam er dazu?
Seine Pflegetochter ist die Hauptdarstellerin in unserem Film („Basisstation gesucht“) zur Gewinnung neuer Pflegefamilien. Er wurde wie schon in einem Blogbeitrag beschrieben, auf unserer Jubiläumstagung zum 25-jährigen Bestehen uraufgeführt. Uwe Wüst dachte sich, da könnte ein Gedicht die Uraufführung abrunden. So war es auch. Sowohl vom vorgetragenen Gedicht, als auch vom Film waren die über 150 Gäste begeistert.
Lesen Sie hier das Gedicht:
13 Jahre
Verrate mir doch jemand dies
was hatte mich geritten
Ein Pflegekind ich zu uns ließ
sie saß in unserer Mitten
Sie brachte Durcheinander mit
und Angst und viele Fragen
und forderte auf Schritt und Tritt
das Leben neu zu wagen
Sie kämpfte hart, sie widersprach
ich hatt‘ manchmal kein Wohlgefühl
was würde werden wenn
hernach die Maßnahme ins Wasser fiel?
Verrate mir doch jemand dies
was hatte mich geritten
so schlecht zu denken von dem Kind
sie steht in unserer Mitten
Uwe Wüst im September 2018, „13 Jahre“ – Gedicht über ein Pflegekind
Unser Film für Pflegeeltern von Pflegeeltern und Pflegekindern – Eine Erfolgsgeschichte
Pflegeeltern gesucht – Basisstation gesucht
Wir sind überwältigt von der positiven Resonanz auf unseren Film um Pflegefamilien zu gewinnen.
7.956 Aufrufe auf Facebook, 98 mal geteilt und unzählige „Gefällt mir“ Klicks. Und sehr schöne Kommentare, an denen wir Sie gerne teilhaben lassen möchten:
Kommentare auf Facebook:
So schreibt z.B. Andrea…
„Der Film macht Mut und zeigt, dass es möglich ist, durch Engagement „Berge zu versetzen“ und Gutes zu bewirken. Dass der Film nicht die ganze Problematik darstellen kann, ist klar. Ich finde aber schon, dass sie deutlich wird und jeder, der sich daraufhin ins Thema begibt, wird ja Näheres erfahren.
Mut ist doch was Entscheidendes und wie schön, wenn Hoffnungsvolles gezeigt wird.“
Und Madlen findet folgende Worte:
„Ich finde es total wichtig, auch mal rein positives zu hören und zu sehen. Man liest viel mehr über Schwierigkeiten als über gelingende Pflegeverhältnisse und glückliche Pflegefamilien. Wir sind nämlich auch so eine Familie, wo es (bisher jedenfalls) alles super und leicht läuft, die Kinder minimale bis keine Folgen ihrer Vergangenheit zeigen und wir eine gefühlt total normale fröhliche Familie sind (mit ein paar Besuchen zwischendurch, die nunmal dazugehören). Als mein Mann und ich uns damals informierten, suchte ich vergeblich nach Erfahrungsberichten, die Einblick geben, aber vor allem Lust machen auf Familie erweitern, Herz öffnen, Kindern Liebe und eine Zukunft geben. Gute Fachbücher gibt es viele. Aber das nicht. Letztlich habe ich dann unsere Geschichte in einem Buch aufgeschrieben, um damit andere zu ermutigen, einen ähnlichen Weg zu gehen! Ich wünsche mir mehr von dieser Sichtweise und der Natürlichkeit in dem Film. Von mir Daumen hoch – auch wenn mir klar ist, dass das nicht immer so geradlinig läuft!“
Wir sind überglücklich. Unser Film „Basisstation gesucht“ ist fertig. Damit sprechen wir Familien an, die Lust auf ein Abenteuer haben und Herausforderungen lieben. Gestern auf unserer Jahrestagung zum 25-jährigen Jubiläum wurde er uraufgeführt und kam sehr gut an.
Unsere Autoren, Esther Schmitt, Pamela Premm und Bertram Kasper sind im Urlaub. Sommerpause bei Pflegefamilien Hessen.Wir schreiben jetzt seit fast einem Jahr rund um das Thema Pflegefamilie, Pflegeeltern und Pflegekinder. Da ist einiges zusammengekommen und wir bekommen ein positive Resonanz. Das freut uns sehr.
Bisher können wir ja von einem Jahrhundert Sommer sprechen, wobei die Trockenheit der Preis ist. Die Bauer klagen und wir werden es an den Kostensteigerungen spürgen. Das Wetter kann es halt nicht allen Recht machen.
Pflegefamilien Hessen wünscht allen Pflegefamilien einen tollen Sommer…
Wir hoffen sehr, dass alle Pflegefamilien mit ihren Pflegekindern eine spannenden und erlebnisreichen Sommer vor sich oder vielleicht schon hinter sich haben. Frau Pamela Premm hat auf jeden Fall einen schönen Beitrag nach einem Interview mit einer Pflegefamilie dazu geschrieben. Den Link finden Sie hier. Wir wünschen Erholung, tolle neue Erfahrungen und Momente des Innehaltens mit der Familie. Genießen Sie die gemeinsame Zeit.
Pflegefamilien Hessen ist ab 08.08.2018 wieder mit online.
Wenn Sie sich für die Aufgabe als Pflegefamilie interessieren, dann nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf. Hier geht’s zum Kontakformular.
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