Zu Fuss durchs Universum

Die folgende Rezensionsvorlage ist von socialnet.de, für die der Autor schon viele Rezensionen geschrieben hat.

AutorIn: Regina Groot Bramel, Zu Fuss durchs Universum, Patmos Verlag 2018

RezensentIn:Bertram Kasper, Dipl. Supervisor, www.pflegefamilien-hessen.de

Thema

In dem vorliegenden Buch findet der Lesende eine Sammlung von Briefen über die drei ersten Lebensjahre an ein Kind. Ein Logbuch für das Universum. Dabei lädt die Autorin Menschen dazu ein das Wunder des Lebens bewusster wahrzunehmen und die eigene Aufmerksamkeit auf die vielen kleinen Entwicklungs- und Wachstumsgeschichten zu lenken. Der Untertitel lautet: „Als Eltern unterwegs mit einem kleinen Menschenkind“.

AutorIn oder HerausgeberIn

Die Autorin ist nach den Angabe aus dem Buch, Mutter vieler Kinder und Pflegekinder, Sozialpädagogin, Religionslehrerin und Reittherapeutin. Sie lebt mit ihrer großen Familie und vielen Tieren in der ländlichen Idylle des hessischen Mittelgebirges. Dort verwirklicht sich ihr Kinderheitstraum von einem Haus, in dem ist Platz für Alt und Jung, Verwandte und Freunde.

Entstehungshintergrund

Die Autorin wollte ein Mutmach – Buch für Eltern und Pflegeeltern schreiben.

Aufbau

Das Buch gliedert sich insgesamt in 21 Kapitel und umfasst 193 Seiten. Die Kapitel orientieren sich an wichtigen und zentralen Ereignissen, aber auch täglichen Begebenheiten in den ersten Jahren.

Die Kapitel im Einzelnen:

Vorwort – Glück und Segen – Lächeln und Lachen – Essen und Trinken – Greifen und Erkunden – Sitzen – Worte sammeln – Laufen lernen – Spazierenstehen – Zeit empfingen – Danken und Bitten – Spielen und Lernen – Erzählen und Vorlesen – Geben und Nehmen – Reden und Handeln – Verlieren und Finden – Das Ich entdecken – Unterwegs und daheim – Fragen und Antworten – Visionen und Ziele – Kleine und große Geschenke – Auf ein Neues!

Inhalt

Zu Fuss durchs UniversumIch habe einmal nachgeschaut was Universum eigentlich bedeutet. Es ist abgeleitet aus dem lateinischen Wort universus, deutsch ‚gesamt‘, auch der Kosmos oder das Weltall genannt. Das Universum steht für die Gesamtheit von Raum, Zeit und aller Materie und Energie darin. Wenn ich das in Verbindung mit dem Titel des Buches bringe „Zu Fuss durchs Universum“, kann ich mir schon vorstellen, wie intensiv die Erzählungen von Regina Groot Bramel über die ersten drei Jahre im Leben eines Kinders sein werden.

Mundus ist noch ein anderes Wort für Universum und hat eher einen philosphischen Hintergrund. Mundus sensibilis steht für die sinnlich wahrnehmbare Welt. Universum im Zusammenhang mit Mundus sensibilis drückt das ganze Wunder von Babies und Kleinkindern mit all ihrer Energie und Sinnlichkeit in Raum und Zeit aus.

Und so ist es dann tatsächlich auch. Diese intensive Atmosphäre überträgt die Autorin mit einer trefflichen Sensibilität in die vielen kleinen wundersamen Erlebnisse, Geschichten und Erfahrungen.

Die Überschriften der einzelnen Kapitel verraten ganz praktisch worum es geht. Manchmal, so ging es mir beim Lesen, kommen einem die Erinnerungen an die eigenen Kinder oder an die eigenen Kindheit schon in den Sinn. Durch die lebendige und bildhafte Erzählweise, werden dadurch die eigenen Familienkindergeschichten wieder ganz präsent und gegenwärtig.

So lädt das Buch wahrscheinlich ganz unbeabsichtigt auch dazu ein, mit den heute vielleicht erwachsenen Kindern das eine oder andere Kapitel zu lesen und dadurch die eigenen Erlebnisse wieder ganz real zu aktivieren.

Die Autorin schreibt zwar ist es kein entwicklungspsychologische Buch, doch vielleicht ist es das Entwicklungspsychologiebuch überhaupt, da es sehr sinnlich die vielen kleinen Entwicklungsschritte des jungen Erdenbürgers beschreibt und für eine genaue Beobachtung sensibilisiert. Nebenbei und doch so feinfühlig wird die Magie der ersten drei Lebensjahre so präsent. Mit jedem weiteren Kapitel erschließt sich die tiefe Bedeutung für den Titel und die damit verbundene Unendlichkeit: Zu Fuss durchs Universum. So werden kontinuierlich die unterschiedlichen Blickwinkel auf die jeweiligen Entwicklungsschritte des jungen Weltenbummlers angereichert.

Zwischendurch streut Regina Groot Bramel zum jeweiligen Kapitel Redewendungen ein wie z.B. „Du sollst zwar fest im Sattel sitzen, jedoch nicht auf dem hohen Ross“. So gibt die Autorin z.B. dem Sitzen als Entwicklungsstufe nochmals eine andere Bedeutung, die auch Eltern wertvollen Hinweise sein können die Begleitung und Erziehung ihrer Kinder zu differenzieren.

Nicht nur in dem Kapitel „Greifen und Erkunden“ wird deutlich, wie wichtig diese Entwicklungsphase ist und wie sie in das Leben an sich wirkt. Die Autorin versucht die Auswirkungszusammenhänge zwischen den ersten Entwicklungsjahren und der zukünftigen Biographie an sich zu verdeutlichen.

Deshalb möchte ich dazu die Autorin sprechen lassen: “ Du greifst und begreifst die Welt jeden Tag ein Stückchen mehr. Das Greifen wird dein Leben lang nicht mehr aufhören. …Wir begreifen Sachverhalten und immer kompliziertere Zusammenhänge, bilden gedankliche Verknüpfungen. Wir greifen ein, wenn etwas Gefährliches sich ankündigt oder eine Ungerechtigkeit passiert. Wenn uns einer dumm kommt, fühlen wir uns angegriffen. Auch unsere Gesundheit bezeichnen wir als angegriffen, wenn miese kleine Erreger uns Husten und Schnupfen bescheren.“ (S.33 – 34)

Auch die so wichtige Interaktion zwischen Eltern und Kindern kommt ganz beiläufig in den Blick und gibt Hinweise für einen spielerischen und leichten Umgang.

Zu Fuss durchs Universum

© Konstantin Yuganov-mozZz – Fotolia.com

So könnte das Buch auch ein Vorlesebuch für Eltern sein, die es selbst nicht so leicht mit der Erziehung ihrer Kinder haben. Quasi als Impulsgeber, mal etwas anders zu probieren. Oder das ein oder andere Kapitel kann als Gesprächsaufhänger dienen, um mit Herkunftseltern der Pflegekinder in einen guten Austausch zu kommen.

Am Ende sind es die kleinen, oft ganz stillen Momente in den ersten Lebensjahren, die ganz beiläufig und unverhofft bedeutungsvoll werden. Nicht selten zaubern sie beim Lesen ein Lachen ins Gesicht. So ist es nicht verwunderlich, dass mein Lieblingskapitel „Lächeln und Lachen“ ist.

Und so ist es dieser Wunsch den ich zitieren möchte: „Ich wünsche mir, dass du an jedem Tag deines Lebens lächeln kannst und etwas zu lachen hast. Ich will nach meinen Möglichkeiten dazu beitragen und mich daran freuen. Und ich will es teilen, es ist ganz einfach und gehört zu den Dingen, die sich vermeher, wenn man sie verschenkt. Und – ein Lächeln ist der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen!“

Zu Fuss durchs Universum – Diskussion und Fazit

Ein leichtes, ein schönes Buch mit so köstlich sinnlichen Augenblicksbeschreibungen die mich als Leser verzückt haben. Ein echtes Wundersichtbarmachbuch für das Leben von Menschen. Ein Buch das Paaren wirklichen Mut macht, sich auf das Abenteuer Kinder einzulassen. Auch ein Buch, das Eltern geradezu einlädt selbst Tagebuch zu schreiben, um es später mit den eigenen Kindern zu lesen. 

Ein Buch für Erzieherinnen in Kindertageseinrichtungen und Krippen, die auf die Entwicklungspsychologie einen anderen Blick bekommen wollen. Und ein Buch, das die eigene Beobachtungsfähigkeit schärft, für Erzieherinnen und für Eltern.

„Wer noch nicht dem Zauber erlegen ist, den ein eigenes Kind verbreitet, kann es nicht verstehen. Es ist, als wäre da eine gläserne Wand zwischen dem Davor und Danach“, S. 57

Wollen auch Sie zu Fuss durchs Universum gehen…vielleicht mit einem Pflegekind, dann nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf!