Gedanken zum Valentinstag: Von Partnerschaft und Romantik in Pflegefamilien

Von Gastautorin: Pamela Premm

Endlich ein Kind! Für viele zukünftigen Pflegefamilien ist der Moment wohl gleichbedeutend mit der Geburt des eigenen Kindes. Die Freude über den Neuankömmling ist groß. Plötzlich bereichert ein kleines Wunder mit all seinen Eigenschaften den Alltag. Es kann zuckersüß gucken. Wunderbar trotzen, wenn etwas nicht nach seinem Sinn läuft. Es gibt unserem Tag Struktur und wirft dabei alles aus der Bahn. Man sollte sich die Zeit nehmen, sich kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen und zu begreifen, dass das Leben von nun an komplett anders verläuft. Die Pflegekinder-Flitterwochen sind eine ganz besondere Zeit, intensiv und dennoch irgendwann vorbei. Doch was passiert, wenn sich der Alltag einschleicht? Dann sollten Pflegeeltern immer noch daran denken, was sie ursprünglich einmal waren: ein Paar!

Wie also geht Partnerschaft in Pflegefamilien? Pflegeeltern sollten nicht in die Fürsorgefalle tappen

Wie viel Platz ist eigentlich für Partnerschaft und Romantik in (Pflege-)familien? Ich erwisch mich selbst immer wieder dabei. Ich habe geputzt und gekocht, Tränen getrocknet und vorgelesen. Tische gedeckt und abgeräumt. Revierkämpfe ausgetragen und gekuschelt. Und nach einem anstrengenden Tag ruft die Couch. Laut und penetrant. Mein Akku ist erschöpft und es fällt schwer, sich auch noch auf den Partner einzulassen. Doch wenn man nicht achtsam mit seiner Partnerschaft umgeht, kommt diese irgendwann gänzlich zum Erliegen.

„Der Übergang von der Zweisamkeit zur Dreisamkeit gehört zu den größten Herausforderungen, denen ein Paar sich zu stellen hat“, beschreibt die anerkannte Psychotherapeutin Esther Perel in einem Fachartikel. Dabei werde oft vergessen, dass wir ein Liebespaar waren, bevor wir Eltern wurden. Die spielerische Energie und Vitalität, die wir verspürten als wir frisch verliebt waren, findet in vielen Familien nur noch in der Verbindung zu den Kindern statt. Mit ihnen begeben wir uns auf eine abenteuerliche Reise, voller Vorfreude und geheimnisvoller Begebenheiten und neuer Reize. Wichtig sei aber, so die Therapeutin, dass ein Teil dieser Energie, die grundlegend für die Erotik ist, wieder auf die Beziehung zum Partner umgelenkt wird, dass wir uns von unseren Kindern abgrenzen und so unser eigenes Territorium für uns als Liebespaar abstecken.

Eine stabile Partnerschaft ist wichtig, damit Pflegekinder Flügel entwickeln können

Partnerschaft in Pflegefamilien

Partnerschaft in Pflegefamilien

Kinder schenken uns Lebenssinn. Da unterscheiden sich leibliche Kinder kaum von Pflegekindern. Doch genau darin steckt die Krux. Früher waren Kinder einfach da und durften sich parallel zur Erwachsenenwelt entwickeln. Ich erinnere mich gut an meine eigene Kindheit: Wir haben diskussionslos mitgegessen, was die Erwachsenen serviert haben. Sind abends in unsere Zimmer und morgens wieder rausgekommen. Haben für unsere Eltern Wege erledigt und sind mit anderen Kindern durch die Straßen gestreunt. Geborgenheit und Freiheit, Wurzeln und Flügel – das ist noch heute das Grundrezept, damit sich Kinder gesund entwickeln können. Doch heute schlüpfen wir schnell in die Rolle der Helikoptereltern, haben einen romantisierten Blick auf unsere Kinder und nicht mehr auf den Partner. Kinder sind zu unseren Sinn- und Glücksbringern geworden. Das hat durchaus etwas Gutes. Aber wir müssen ihnen auch Luft zum Atmen lassen. Und das funktioniert nur, wenn wir ab und an mal Grenzen setzen und uns um uns selbst kümmern. Kinder brauchen Wurzeln und Flügel, Geborgenheit und Freiheit, um zu selbstbewussten, aufgeschlossenen Menschen heranzureifen. Diese Chance gibt man ihnen nur, wenn man nicht seinen ganzen Lebenssinn auf ihre Schultern projiziert, sondern auch in die eigene Partnerschaft.

Abgrenzung für eine gesunde Partnerschaft

Bei Pflegefamilien ist die Sorge um das Wohl der Kinder besonders groß: Haben sie alles, um zu bestehen? Fühlen sie sich den Anforderungen in der Schule gewachsen? Ist unser Familiensystem stabil genug? Fördern wir sie ausreichend, damit sie irgendwann ein selbstständiges Leben führen können? Es gibt unzählige Ratgeber, Infoabende, Foren und Blogs, die uns 24 Stunden lang im Elternstatus verharren lassen. Bei Pflegeeltern kommt noch hinzu, dass sie lange dafür gekämpft haben, ein Kind aufzunehmen. Gegen Vorurteile in der eigenen Familie, bei Gesprächen mit den Ämtern, während der langen Wartezeit. Vielleicht mit sich selbst, weil sie doch auch Zweifel oder Respekt vor der bevorstehenden Herausforderung hatten. Es besteht die latente Angst, dass Kind könnte irgendwann zu den „Bauch-Eltern“ zurückgeführt werden. Es ist vielleicht traumatisiert und benötigt viel Schutz und Sicherheit. Partnerschaft in PflegefamilienDa ist es nur zu verständlich, dass das Kind im Mittelpunkt steht. Dennoch ist es wichtig, einen Teil der Aufmerksamkeit und der Liebe wieder auf sich selbst und den Partner zu münzen, um sich nicht im Familienalltag zu verlieren. Achtsam auf seine inneren Bedürfnisse zu hören, sich abzugrenzen und eigene Ressourcen zu schützen und stärken, um hinterher wieder entschlossen und frohen Mutes in die Pflegesituation zurückzukehren.

Regelmäßige Rituale sind wichtig für die Liebe

„Jeden zweiten Samstag kommt die Oma für fünf Stunden und bringt die Pflegekinder ins Bett. Wir haben dann Zeit für uns. Auch wenn der Zeitrahmen überschaubar ist, freuen wir uns jedes Mal riesig, wenn es soweit ist.“ So unromantisch es auch klingt: Wenn man sich als Paar Zeit einräumen möchte, ist es wichtig, diese konkret einzuplanen. Spontane Auszeiten zu zweit sind in Familien schwer umsetzbar. Feste Rituale dagegen steigern die Vorfreude auf die Zweisamkeit und geben dem Kind Sicherheit und Orientierung. Gerade für Pflegeeltern sind regelmäßige Auszeiten wichtig, um sich als Liebespaar gegenseitig zu stärken und Kraft zu sammeln für das manchmal komplizierte Leben mit dem Pflegekind. Dann steht ein romantisches Dinner, ein Therme-Besuch oder gar ein Wochenende in der Lieblingsstadt und ganz viel Nähe und Zärtlichkeit auf dem Programm, ohne dass sich ein Kinderschopf mit all seinen vielschichtigen Bedürfnissen dazwischendrängt.

Darf man denn sein Pflegekind ab und zu abgeben…

…wo es doch so viel durchgemacht hat? Klares Ja! Das ist wichtig für die Entwicklung des Kindes und für die Stärkung der Eltern. Wie schnell der Kreis der Bezugspersonen erweitert werden kann, hängt davon ab, wie schnell das Pflegekind in der Familie angekommen und sich in das häusliche Umfeld eingelebt hat. „Manchmal ist es das ältere Geschwisterkind, das aufpasst, während die Eltern einen romantischen Abend für sich genießen. Pflegeeltern unterstützen sich aber auch gegenseitig“, sagt Bertram Kasper von St. Elisabeth-Verein in Marburg. „Es spricht nichts dagegen, dass sich Eltern regelmäßig eine Auszeit nehmen. Ganz im Gegenteil: Selbstfürsorge ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit mit den Eltern und wir bieten zu diesem Thema Fortbildungen an.“ Für ältere Pflegekinder organisiert der Verein Ferienfreizeiten, auf denen sie weitere positive Erfahrungen in der Gruppe sammeln können. So haben die Pflegeeltern Gelegenheit für ein paar Tage in den Urlaub zu fahren und sich als Paar wiederzuentdecken. Zudem kann man auch einen Antrag beim Jugendamt stellen, um sich Unterstützung ins Haus zu holen. Eine Win-win-Situation für beide Seiten. Denn auch Pflegekinder gehen gestärkt aus der Situation hervor, wenn sie ein stabiles Umfeld mit wechselnden Bezugspersonen haben. So versuchen alle Beteiligten, Lösungen für die Pflege der Partnerschaft in Pflegefamilien zu finden.

Was hat das jetzt mit dem Valentinstag zu tun?

Der ist doch nur eine Erfindung des Blumenhandels. Von wegen! Seine Wurzeln reichen bis in das 3. Jahrhundert nach Christi zurück und sind durchaus romantischer Natur. Im Römischen Reich traute Bischof Valentin von Terni heimlich Soldaten, die offiziell nicht heiraten durften und beschenkte die Paare anschließend mit Blumen. Noch heute beschenken sich viele Paare an diesem Tag mit kleinen Aufmerksamkeiten. Und noch heute ist es ein Anlass, um mal wieder innezuhalten und sich der eigenen Partnerschaft mit all ihren Facetten zu widmen.

Wir begleiten Sie als Träger bei Ihrer Aufgabe als Pflegefamilie. Dabei bieten wir Fachberatung, Supervision und Fortbildungen an. Das Thema Partnerschaft in Pflegefamilien spielt dabei auch eine Rolle.

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme, wenn Sie sich für das Pflegefamilie sein interessieren. Hier der Link!