Weihnachten – ein Fest voller Erwartungen auch in Pflegefamilien

Weihnachten in Pflegefamilien – oftmals eine Herausforderung für alle Beteiligten, die Kinder, die Eltern, die Großeltern und auch für das Pflegekind. Alle haben sie ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Vorstellungen

  • wie der Weihnachtsbaum zu schmücken ist,
  • was es zu Essen geben soll und
  • wer alles von der Familie in welcher Reihenfolge besucht wird oder zu Besuch kommt.

Alle wollen es sich gemeinsam besonders schön gestalten, besonders freundlich zueinander sein, besinnliche Momente miteinander teilen. Gerade an an den Weihnachtsfeiertagen soll der Familie- und Gemeinschaftssinn besonders stark sein. Dazu gehört vielleicht auch das gemeinsames Spielen an Heiligabend nach der Bescherung.

So hat jede Familie ihren ganz persönlichen Rituale und die vielleicht damit verbundenen Erwartungen.

Doch da ist noch was…

Weihnachten in Pflegefamilien

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Der besondere Kummer von den meisten Kindern, die von ihren leiblichen Eltern getrennt wurden. „Manchmal lässt sich der Kummer verscheuchen oder er versteckt sich, klopft leise an oder wird stark und laut. Erlaube dem Kummer, sich hin und wieder zu melden.“ so drücken es Homeier und Wiemann in ihrem Buch Herzwurzeln (2016) aus.

Pflegefamilien versuchen diesem Kummer einen Raum zu geben, schaffen für ihre Pflegekinder einen Ort, an dem sie sich dazu ausdrücken können, ihre Gefühle einen Platz finden. Die Trauer über den zeitweisen Verlust der Eltern, die Sorge um die eigenen Geschwister, die vielleicht in einer anderen Pflegefamilie leben, die Wut über die Erziehungseinschränkung der eigenen Eltern und oftmals alles verbunden mit der Ungewissheit wie es weitergeht.

Weihnachten in Pflegefamilien

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Weihnachten in Pflegefamilien

Auch und gerade an Weihnachten kann sich der Kummer der Pflegekinder stark und laut melden. Dies geschieht oftmals unbewusst. Dazu tragen angespannten und mit aufgewühlten Gefühlen belastete Situationen wie Weihnachten bei.  Das unbewusste Ausagieren der eigenen Verletzungen und Enttäuschungen kommt quasi zu einer Neuauflage, die jedoch kaum vom Pflegekind beeinflusst werden kann. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von Reinszinierungen.

Unsere Hinweise an Pflegefamilien zur Weihnachtszeit…

und zu anderen Jahrestagen wie Geburtstage, Muttertag, Einschulung, Konfirmation/Kommunion und zum  Ankommenstag.

Auf derer Jahrestagung 2016 für unsere Pflegeeltern haben wir mit der Dipl. Psychologin Charlotte Rutz einen Workshop mit dem Titel „Mit Pflegekindern Jahrestage begehen“ angeboten. Dabei sind sowohl von der Expertin, als auch von unseren Pflegeeltern folgende Ideen für die Gestaltung zusammengetragen worden:

Folgende Fragen vor den Jahrestagen/Weihnachten können hilfreich für die eigene Reflektion sein:

  • Welche Aspekte sind uns für an Weihnachten oder an diesen Tag wichtig?
  • Was möchten wir gerne unseren Kindern und Pflegekindern dazu mit auf ihren Lebensweg geben?
  • Wie sollten wir den Tag gestalten, dass ihn alle Familienmitglieder als gelungen wahrnehmen?
  • Was ist für unsere Kinder und Pflegekinder an diesem Tag gut, bzw. was brauchen sie vielleicht von uns als Eltern, wie können wir sie unterstützten?
  • Was brauchen wir als Paar voneinander, damit auch unsere Sehnsüchtige an den Jahrestagen eine Berücksichtigung finden?

 

Was hat sich aus sicht der Pflegeeltern aus dem Workshop gut bewährt, worauf greifen wir gern zurück?

  • Den ganzen Tag nach dem Frühstück gemeinsam abstimmen und besprechen
  • Die Vorbereitung läuft gemeinsam und über den ganzen Tag verteilt
  • Überschaubare Abläufe
  • Können sich mit einbringen (Lied/Gedicht)
  • Gut hören, welche Wünsche die Kinder für die Gestaltung haben, z. B. ein eigenes „Tier“ in die Krippe stellen
  • Sich als Familie darstellen, in der jeder gleichwertig ist.
  • Geschenke werden einzeln und in Ruhe ausgepackt
  • Es gibt keine übertriebenen Geschenke
  • Ein offenes Haus sein! Z. B. mit einer anderen befreundeten Familie feiern.
  • Möglichkeiten für alle Familienmitglieder schaffen, sich zurückzuziehen
  • Einen Plan B oder C haben, falls doch etwas schief gehen sollte
  • Sich als Paar gegenseitig unterstützen und sich bei Ärger wechselseitig beruhigen

Wir wünschen allen Pflegefamilien ein besinnliches Weihnachtsfest mit schönen Momente mit ihren Kindern und Pflegekindern. Und wir drücken die Daumen für ein neues Jahr voller positiver Überraschungen.

Haben Sie auch Lust, sich auf das Abenteuer als Pflegefamilie einzulassen, nehmen Sie mit uns Kontakt auf…