Der Fachbereich Pflegefamilien vom St. Elisabeth-Verein e.V. lud seine Pflegeväter zum dreizehnten Väterwochenende ein. 28 Männer fanden den Weg nach Oberorke in der Nähe vom Edersee. Über die Jahre hat sich diese gute Tradition etabliert und so gibt es einen Kern von Wiederholungstätern, die sich jedes Jahr über neue Gesichter freuen können. So ist über die Jahre die Teilnehmendenzahl kontinuierlich gestiegen.
Mit diesem Wochenende sagen wir als Träger „Danke“ für das Engagement
für unsere Kinder und Jugendlichen in den Pflegefamilien.
Kräuterwanderung und Feuerworkshop
Diesmal organisierte Steffen Henkel (Fachberatung) das Rahmenprogramm. Zuerst begleitete Frau Annette Schneider die Väter auf einer informativen Kräuterwanderung entlang der Orke. So konnten wir allerlei über Kräuter und die verborgenen Schätze der Natur erfahren. Zum Beispiel sammelten wir wilden Rettich und stellten daraus einen Rettichfrischkäse her. Außerdem wurde ein Kräuterzaubertrank aus gepflückten Wiesenkräutern hergestellt, der den Männern die Schuhe auszog. Doch Bitterstoffe sollen ja bekanntlich gut sein.
Später lernten wir dann, wie Feuermachen ohne Streichhölzer geht. Dazu hatte der Erlebnispädagoge Jochen Steitz verschiedene Stationen aufgebaut an denen sich alle ausprobieren konnten. Und in der Tat arbeiteten alle gut zusammen, so dass es am Ende mehrere Feuer gab. So konnten Brot und Würstchen auf selbst gemachtem Feuer gebacken bzw. gebraten werden. Die Zeit verging wir im Flug und alle waren vom dem Tag begeistert.
Intensive Gespräche inklusive
Zwischendurch, bei den Mahlzeiten und an den Abenden gab es
vielfältige und oft auch tiefgründige Gespräche über das Leben als
Pflegefamilie. Alle würden sich wieder für diese Aufgabe entscheiden.
In der Abschlussrunde am Sonntag gab es nur positive Rückmeldungen – vor allem zu der guten Gemeinschaft zwischen den Pflegevätern. Und Detlef Wirth (Pflegevater) ließ uns in einem speziellen Beitrag an seiner Pilgerreise teilhaben. Dabei begeisterten ihn vor allem die am Wegesrand aufgeschichteten „Steinmännchen“, die den Pilgern den Weg weisen. Und er schenkte allen Pflegevätern ihr ganz persönliches „Steinmännchen“ als Wegweiser für ihr Leben als Pflegevater.
So freuen wir uns alle auf das nächste Väterwochenende.
Möchten auch Sie Teil dieser wundervollen Gemeinschaft werden, können Sie sich unter www.pflegefamilien-hessen.de informieren oder hier direkt Kontakt mit uns aufnehmen.
Was
Pflegekinder brauchen? Liebe und das Gefühl, dazuzugehören
Von Pamela Premm
Fünf Kinder in einer Familie – zwei leibliche und drei Pflegekinder: Mit dieser Unterscheidung kann Hannah Schumann* nicht viel anfangen. Ebenso wie mit der Differenzierung zwischen Kernfamilie und Pflegekinder. „Wir behandeln unsere fünf Kinder alle gleich. Wie müssten sich unsere Pflegekinder fühlen, wenn sie nicht so richtig zu unserer Familie gehören würden? Das könnte ich ihnen niemals antun.“ Im Gespräch mit Pflegefamilien-Hessen erzählt die 35-jährige, was Pflegekinder brauchen und warum sie ihre Pflegekinder wie ihre eigenen Kinder behandelt.
Unsere
Pflegekinder haben keine Sonderrolle
Die Pflegekinder der Familie Schumann wachsen
ganz normal auf – mit Geschwistern, Oma, Opa und Freunden. In der Familie
nehmen sie keine Sonderrolle ein. Sie haben keinen Integrationsplatz im
Kindergarten und Therapien werden nur behutsam eingesetzt. „Sicher muss man die
Entwicklung des Kindes im Blick behalten, aber man sollte es auch nicht
übertreiben. Wir möchten nicht, dass unsere Pflegekinder per se stigmatisiert
werden, daher lassen wir sie so natürlich wie möglich aufwachsen.“ Damit das
gelingt, hat die Familie auch beim Alter der Pflegekinder auf die übliche
Reihenfolge geachtet. „Als wir uns für Pflegekinder entschieden haben, hatten
wir bereits zwei Kinder im Alter von drei und vier Jahren. Uns war es wichtig,
dass die natürliche Reihenfolge beibehalten wird und haben uns daher um ein
Pflegekind im Babyalter beworben.“ Aus dem Wunsch, ein Pflegekind aufzunehmen,
wurden am Ende zwei Mädchen und ein Junge. Dabei stand lange Zeit gar nicht
fest, ob die Familie überhaupt ein Pflegekind aufnehmen wird.
Könnten
wir ein Pflegekind lieben?
„Für mich stand schon früh fest, dass ich einmal Pflegekinder haben werde“, sagt Schumann. „Mein Mann war sich da nicht sicher.“ Immer wieder zweifelte der gelernte Krankenpfleger daran, ob er je ein Pflegekind so lieben könnte wie sein eigenes. „Für uns beide war das aber Bedingung.“ Die Unsicherheit hielt lange Zeit an, bis es zu einem besonderen Erlebnis kommt. „Mein Mann hat zu der Zeit auf der Kinderkrebsstation gearbeitet. Dort lernte er ein kleines Mädchen kennen, das in Obhut gegeben werden sollte. Als er das Kind sah, war es um ihn geschehen.“ Das Mädchen wurde zwar anderweitig vermittelt, aber der Entschluss, ein Pflegekind aufzunehmen, war gefallen.
Die
Familie hatte Vorbehalte
Habt ihr euch das auch wirklich gut überlegt?
Und was ist später in der Pubertät? Welchen Einfluss wird das auf eure
leiblichen Kinder haben? Die Familie reagierte erst einmal skeptisch. „Wir
haben uns darüber gar keine großen Gedanken gemacht. Unsere Kinder haben so
positiv reagiert und sich auf ihr Geschwisterchen gefreut. Wenn man ein Baby
bekommt, denkt man ja auch nicht an die Pubertät.“ All die Skepsis löste sich
in Wohlgefallen auf. Der selbstverständliche Umgang der Kinder mit den
Pflegekindern machte es einfach. „Ich glaube, Vieles ist Kopfsache. Erwachsene
sind dabei oft komplizierter als Kinder.“
Du
wirst so geliebt, wie Du bist
Eine Unterscheidung zwischen der Kernfamilie und
den Pflegekindern sieht Familie Schumann kritisch. „Wenn ich ein Kind aufnehme,
weiß ich doch, dass es eine grausame Vorgeschichte hat und viele schlimme Dinge
erlebt hat.“ Pflegekinder, die in einem engen Familiensystem leben, sollten
sich angenommen und geliebt fühlen. Damit das Seelische nicht auf der Strecke
bleibt, bedarf es mehr als nur eine Grundversorgung. „Ganz viel Liebe ist das,
was Pflegekinder brauchen, sich angenommen fühlen, selbst wenn es mal
anstrengend wird. Auch die leiblichen Kinder sind mitunter anstrengend und zeigen manchmal
Wesenszüge, von denen wir nicht wissen, wo sie herkommen. Trotzdem würde man
sie ja nicht ausgrenzen. Ausgrenzung ist das schlimmste, was Pflegekindern
widerfahren kann.“ Bei Familie Schumann ist die Familienplanung erst einmal
abgeschlossen. „Wir wollen unsere Kinder auf ihren Wegen begleiten und sie auf
das Leben vorbereiten. Wir können ihnen nur die Dinge mitgeben, die sie
brauchen, um im Leben klar zu kommen. Was sie daraus machen, liegt ganz bei
ihnen.“
Für
manche Pflegekinder ist Familie schwierig
Während sich die Pflegekinder der Familie Schumann rundum geliebt fühlen, kann es für manche auch zu viel werden. „Es gibt Ausnahmesituationen, da sind Pflegekinder in einer Heimeinrichtung besser aufgehoben“, räumt die ausgebildete Erzieherin ein, die jahrelang selbst in der Jugendhilfe tätig war. Vor allem ältere, stark traumatisierte Pflegekinder können Familie oft nicht aushalten und wissen nicht, wie sie in bestimmten Situationen reagieren sollen. „In einer Pflegekindereinrichtung sind die Rollen klar verteilt. Das kann Pflegekindern helfen, ihre Position zu finden.“
Wenn ein Pflegekind mit traumatischen Erlebnissen erst spät in die Familie kommt, ganze Strukturen sprengt und es beiden Seiten nicht gut dabei geht, sollte man über eine vorübergehende Unterbringung im Heim oder in einer therapeutischen Einrichtung nachdenken, bis sich die Situation entspannt hat und das Kind im besten Fall zurückkehren kann. „Das bringt Entlastung für die Familien.“ Sind die Kinder allerdings schon im Kleinkindalter in die Pflegefamilie eingezogen, sollte es keinen Rückzug seitens der Pflegeeltern geben. „Ein Kind kann doch gar nicht verstehen, was mit ihm geschieht. Es sollte seinen Platz in der Familie sicher wissen.“
Mehr
Klarheit für Pflegefamilien
Wie viele andere Pflegefamilien wünschen sich auch die Schumanns mehr Klarheit über den Verbleib eines Pflegekindes und das zu einem möglichst frühen Zeitpunkt. „Bis in Deutschland ein Kind aus einer Familie genommen wird, müssen viele schlimme Dinge passiert sein. Die Eltern sind oft krank oder haben selbst keine gute Kindheit gehabt. Die wenigsten können ihr Leben dauerhaft so in den Griff bekommen, dass ein Kind bei ihnen leben könnte.“
Hier wünscht sich die Familie, dass ein dauerhafter Verbleib in der Pflegefamilie schneller durchgesetzt wird. Die oftmals unbegründete Angst, das geliebte Pflegekind wieder abgeben zu müssen, sorgt für Unruhe und schwingt über Jahre in den Familien mit. „Das ist völlig unnötig.“ Doch auch die leiblichen Eltern haben Ängste, sorgen sich um ihre Kinder. „Das sollte man nie vergessen“, sagt Schumann. „Der leibliche Vater unserer großen Pflegetochter konnte uns erst vertrauen, als er merkte, dass Elisa ganz zu unserer Familie gehört. Seine größte Angst war, dass sie als Pflegekind aufwachsen würde.“
Möchten Sie auch Pflegefamilie werden, dann melden Sie sich über unser Kontaktformular. Auch Sie können lernen was Pflegekinder brauchen.
Hören Sie in unserer zweiten Podcast Folge ein Interview mit Gisela Michalowski, Vorsitzende von FASD Deutschland e.V. zum Thema „Kinder mit FASD in Pflegefamilien“. Sie spricht mit uns über Kinder und Jugendliche mit FASD. Für Pflegefamilien hat sie den ein oder anderen Tipp parat. Und von der Politik fordert sie die Gefahren von Alkohol in der Schwangerschaft noch deutlicher zu kennzeichnen.
Hören Sie gerne rein…
Möchten auch Sie sich als Pflegefamilien im Bereich FASD fortbilden lassen, dann finden Sie unter Pflegefamilien Akademie das richtige Angebot.
Gisela Michalowski ist seit 2005 Vorsitzende von FASD Deutschland e.V. Die Dipl. Sozialpädagogin ist verheiratet, hat 4 erwachsene leibliche Kinder und ist Adoptivmutter, Pflegemutter sowie Erziehungsstelle von 4 Kindern mit FASD. Sie koordiniert die politische Arbeit des Vereins und die Zusammenarbeit mit Institutionen, anderen Verbänden und freien Trägern. Gisela Michalowski organisiert und gestaltet Fortbildungen und Tagungen. Sie pflegt für den Verein nationale und internationale Kontakte. Als Vorsitzende trägt sie die Gesamtverantwortung für Veröffentlichungen und Publikationen.
Eintauchen in eine Welt voller Zuckerwatte,
gemütlich durch die Luft schweben oder gleich bis zum Mond fliegen – Phantasiereisen
für Kinder sorgen für Entspannung. Pflegekinder, die im Spagat zwischen der
Herkunfts- und Pflegefamilie leben, können durch Phantasiereisen ihr inneres
Gleichgewicht zurückfinden und gezielt Stress abbauen. Über Imaginationen können
sich Pflegefamilien auch bewusst mit Alltagsthemen auseinandersetzen. Das
ermöglicht Pflegeeltern mit ihren Pflegekindern ins Gespräch zu kommen. Pflegefamilien-Hessen
gibt Tipps, worauf Familie bei Phantasiereisen für Kinder achten sollten.
Phantasiereisen
mit Kindern aktiv gestalten
Monika Schilling ist Pflegemutter von vier Pflegekindern und berichtet gern von den Gedankenausflügen mit ihren Kindern. Für sie und ihre Kinder sind Phantasiereisen ein vertrautes, liebgewonnenes Ritual, das den gegenseitigen Austausch und den Familienzusammenhalt fördert. „Wir stellen uns z. B. vor, wie der nächste gemeinsame Urlaub aussehen könnte. Dabei lassen wir unsere Gedanken frei. Jeder darf seinen Urlaub so beschreiben, wie er ihn gerne hätte – egal, ob die Reise ans Meer, an den See oder auf den Camping-Platz führt. Meistens mischen sich vergangene Urlaubserlebnisse mit neuen Ideen“, erklärt die diplomierte Sozialpädagogin.
„Wenn wir all unsere Vorstellungen gesammelt haben, entwickeln wir daraus einen Aktionsplan, den wir dann in die Realität umsetzen.“
Für die Kinderbuchautorin war es wichtig, mit ihren Pflegekindern regelmäßig in den Austausch zu treten, die Sprachentwicklung und die Beziehungsebene zu fördern. „Über Phantasiereisen setzen wir uns mit Alltags- und Gesellschaftsthemen auseinander. Wir arbeiten auch kritische Themen auf und versuchen uns dabei, in die Lage und Gefühle anderer Menschen hineinzuversetzen. Das hilft den Pflegekindern, die eigene Situation besser zu verstehen.“ In den täglichen Abendrunden werden unter anderem Gewaltthemen besprochen. „Gewaltvorstellungen gehören zum Päckchen, das Pflegekinder mit sich tragen. Phantasiereisen helfen uns dabei, diese traumatischen Erfahrungen aufzuarbeiten.“ Themen bearbeiten, Geschichten besprechen, sich etwas vorstellen: Familie Schilling setzt Phantasiereisen gezielt ein, um den Familienalltag aktiv zu gestalten. Sie können aber auch passiver Natur sein.
Phantasiereisen
für entspannte Pflegefamilien
Während Familie Schilling Phantasiereisen nutzt,
um Empathie, Sprache und Kreativität zu fördern, können sie auch als Entspannungstechnik
eingesetzt werden. Als Basis dient eine beruhigende Geschichte, die Eltern
ihren Kindern vorlesen. Bei einer Phantasiereise tauchen die Kinder meist in
eine ruhige Phantasiewelt ab, in der sich enge Regeln und Grenzen auflösen. Die
Geschichte arbeitet mit anschaulichen Bildern und Visualisierungen und nimmt
die Kinder mit auf eine Reise in eine andere Welt. Wer sich auf Phantasiereisen
begibt, folgt den Bildern, die vor dem geistigen Auge entstehen. Die
Geschichten sind so aufgebaut, dass sie alle Sinne ansprechen: Die Kinder
können das Beschriebene hören, fühlen, schmecken, riechen und sehen. Auf diese
Weise können selbst aufgedrehte Pflegekinder leichter entspannen, loslassen,
Stress und Ängste abbauen sowie die eigene Konzentrationsfähigkeit stärken.
Tipps
für Phantasiereisen mit Pflegekindern
Phantasiereisen
sollten immer gleich ablaufen, damit sich Pflegekinder darauf einstellen
können, dass jetzt eine Phase der Entspannung beginnt. Dabei lassen sich
Phantasiereisen für Kinder in drei Phasen einteilen.
1) Die Vorbereitungsphase: eine angenehme
Atmosphäre schaffen
Der Alltag ist
häufig stressig, laut und hektisch. Um sich entspannt auf Phantasiereise
begeben zu können, sollten Pflegeeltern eine ruhige Atmosphäre schaffen. Die
Konzentration gehört ganz der Geschichte, die erzählt wird. Handys, Fernseher
und andere Geräuschquellen werden solang abgestellt. Pflegeeltern sollten
Gegenstände, die ablenken und die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich ziehen, in
dieser Zeit wegräumen. Vor Beginn der Phantasiereisen kommen alle Beteiligten
zur Ruhe. Eltern sollten ihre Kinder dazu animieren, ruhig zu atmen, sich
bequem hinzulegen und die Augen zu schließen.
2) Die Entspannungsphase: der Geschichte
lauschen
Während der Phantasiereisen mit Kindern bleibt
der Alltag draußen. Die Pflegeeltern sollten sich ganz bewusst der Geschichte
widmen und sich für die gemeinsame Traumreise Zeit nehmen. Alle anderen
Aufgaben müssen und dürfen in dieser Zeit liegen bleiben. Wenn Eltern die
Traumgeschichte selbst vorlesen, sollten sie dabei langsam und ruhig vorgehen. Wenn
sie langsam vorlesen und die Visualisierungen betonen, können Kinder mit ihren
Gedanken besser an den Ort der Geschichte reisen, Gefühle spüren und Bilder
entwickeln.
3)
Die Rückkehrphase: den Gefühlen auf der Spur
Nach der Phantasiereise müssen Kinder wieder
in die Realität zurückgeholt werden – körperlich und geistig. Sie dürfen sich
räkeln und strecken und die Energie zurückkehren lassen. Anstelle des Abenteuers
in die bunte Phantasiewelt tritt fester Boden. Dabei eignen sich
Phantasiereisen als Ausgangspunkt, um mit den Kindern anschließend über Gefühle
und Erlebnisse zu sprechen. Durch kreative Arbeit wie Kneten oder Malen können
sich Kinder kreativ mit den gefühlten Emotionen auseinandersetzen.
Mehr
Empathie durch Phantasiereisen
Übrigens: Im
Pflegekind-Bereich werden Phantasiereisen noch zu einem ganz anderen Zweck
eingesetzt. So kann es sein, dass sich zukünftige Pflegeeltern selbst auf
Phantasiereise begeben, um sich vorzustellen, aus welcher Situation heraus, sie
ihre Kinder in Obhut geben würden. Was müsste passieren, dass sie für ihre
Kinder nicht mehr Sorgen könnten? Was würden sie von der zukünftigen
Pflegefamilie erwarten? Wie stellen sie sich den Kontakt zur Pflegefamilie vor?
Dadurch, dass sich zukünftige Pflegeeltern in die Notlage der leiblichen Eltern
hineinversetzen, können sie leichter Verständnis für die Reaktionen der
Herkunftsfamilie aufbringen.
Drei
Empfehlungen für kindgerechte Phantasie- und Traumreisen
Phantasiereisen für Kinder gibt es zum
Vorlesen oder als Hörspiel. Hier finden Sie einige Empfehlungen:
Das 14. Mütterwochenende – wie jedes Jahr auch in 2019 ein echtes Highlight für alle Pflegemütter
Ein Frauenwochenende um gemeinsam mit anderen Müttern / Frauen in den Austausch zu kommen und von gemeinsamen Gesprächen zu profitieren. Klingt es zunächst vielleicht etwas banal, steckt aber doch so unglaublich viel Wertvolles und Wichtiges hinter diesem „Auszeitwochenende“. Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass sich Frauen an einem Wochenende Ende Januar in einem schönen Hotel, seit nunmehr zwei Jahren in Bad Wildungen, zusammenfinden. Diese Frauen/ Mütter haben mindestens einen gemeinsamen Schwerpunkt in ihrem Leben, nämlich das Leben und den Alltag mit, und die Verantwortung für Pflegekinder.
In diesem Jahr haben 30 Mütter dieses Angebot angenommen. Sie alle haben sich mit ihren Familien irgendwann einmal dazu entschieden, ein oder mehrere Kinder in ihrer Familie aufzunehmen um ihnen ein neues Zuhause und auch neue Chancen zu bieten. Das macht viel Freude und alle sind mit Herz und Engagement dabei. Aber es ist auch nicht selten anstrengend und kostet viel Kraft.Für Erholung und Ausgleich muss regelmäßig gesorgt werden und „gut auf sich achten“ wird im Fachbereich der Erziehungsstellen des Elisabeth Vereins auch im Rahmen der Selbstfürsorge groß geschrieben, damit die strapazierten, manchmal leeren Akkus auch wieder aufgeladen werden. Einmal im Jahr gibt es unter anderem deswegen ein Mütter-Wochenende, an dem sich die Frauen mal so richtig ausruhen dürfen (ein Väter-Wochenende für die Männer gibt es natürlich auch).
In diesem Jahr stand das Wochenende unter dem Motto: GegenPflegemütter ist kein Kraut gewachsen und ja, bei all der Frauenpower ist das sicher eine klare und wahre Aussage. Erziehungsstellen-Mütter lassen sich nicht so schnell erschrecken, verunsichern oder verärgern. Wer das glaubt liegt falsch. Der Alltag mit den Kids trainiert die Nerven und es kann einen sozusagen nichts so schnell „wegwehen“.
Kennenlernrunde am Freitagabend
Beginnend mit einer Kennenlernrunde am Freitagsabend, die auch immer wieder besonders wichtig für die neuen Mütter in der Runde ist, denn so kommt man gut in Kontakt mit „alten Hasen“ – in diesem Fall „Häsinnen“, wurde zum Thema Kräuter und deren oftmals „unglaublichen“ Wirkungen das Wochenende eingeleitet. Das Team der Fachberaterinnen (dem übrigens zur großen Freude am Ende der Veranstaltung von einer Mutter sogar der Titel „Dreamteam“ ausgesprochen wurde:-)), hatte sich wie jedes Jahr ein kurzweiliges, unterhaltsames und auch lehrreiches Programm überlegt und begrüßte alle herzlich. Es wurde viel gelacht, gemeinsam gesungen und geplaudert.
Fortsetzung am Samstagmorgen
Stone-painting: mit viel Liebe zum Detail wurde aus einem zuvor grauen Stein ein kleines Kunstwerk.
Der Samstag begann nach dem Frühstück mit einer Entspannungseinheit und es folgte ein Kreativangebot „Stone-painting“. Hier wurden Steine zu wahren Wunderwerken bemalt und die ursprünglich für zwei Stunden geplante Aktion kam so gut an, dass manche Frauen noch bis spät in den Abend hinein gemeinsam kreativ waren.Der Entspannungscharakter dieser kreativen Tätigkeit war für manche Frauen deutlich zu spüren und die Methode kann auch sehr gut zu Hause umgesetzt werden.
Am Samstagnachmittag fand eine Stadtführung zum Thema „Kräuter, Kump und Hexenwerk“durch die Altstadt Bad Wildungens statt, wo es viel Spannendes zum Thema Kräuter und auch zum Thema Frauen im Mittelalter zu erfahren gab.Die Frauen begaben sich mit der Bad Wildunger „Kräuterhexe“, die in mittelalterlicher Gewandung zu geschichtsträchtigen Orten und Plätzen führte, auf eine interessante Reise in die Vergangenheit. Es gab viel Wissenswertes über Bad Wildungens malerische Altstadt, über so manches Kraut, seine Heilwirkung und seine Verwendung sowie auch über die dramatische Zeit der Hexenverfolgung zu erfahren. Es war kalt, aber spannend und toll, ein kleiner Kräutertrunk half kurzfristig den Wind besser zu ertragen. Am Ende war allen bewusst: Gegen Pflegemütter ist kein Kraut gewachsen.
Manche Frauen hielten sich mit den Angeboten am Wochenende aber auch eher zurück und genossen die Ruhe im Hotel, das Schwimmbad, die Sauna oder vielleicht den Spaziergang und das Gespräch mit anderen Müttern.
Wie in jedem Jahr gab es abends ein Filmangebot. Beeindruckt sowie beschwingt von den darin vorkommenden Songs wurde der Restabend gemeinsam mit den anderen Müttern mit lustigen Geschichten bei einem leckeren Getränk in der Bar fortgesetzt und irgendwann – bei der einen früher, bei der anderen etwas später – auch beendet.
Wie schnell der Sonntag kam…
Einladendes und wohlriechendes Kräuterbeet verschönert mit bunten, veredelten Steinen der Pflegemütter
Beim gemeinsamen Frühstück am Sonntagmorgen wurden Anekdoten berichtet. Wie seit einigen Jahren üblich, war auch in diesem Jahr die Geschäftsbereichsleitung, Bertram Kasper und Jens Rohe zu Besuch gekommen, konnte sich von der allgemein guten Stimmung überzeugen und stand den Frauen zum Gespräch und für Fragen zur Verfügung. Begrüßt wurden die beiden von den Frauen mit einem wirklich leidenschaftlich, im vierstimmigen Kanon vorgetragenen „Kräutersong“ und so wehte Ihnen der Flair des Mottos mit voller Wucht entgegen: Gegen Pflegemütter ist kein Kraut gewachsen.
Nach einer Abschlussrunde in der das Wochenende rückerinnert und reichlich Wert geschätzt wurde, folgte passend zum Leitthema: „Gegen uns ist kein Kraut gewachsen“ noch eine kurze und letzte Entspannungsreise: „Ins Kräuterbeet“.
Zur Stärkung gab es abschließend noch einen kleinen Mittagsimbiss und so ging es auch in diesem Jahr nach (nur) zweieinhalb wunderbaren, gemeinsamen Tagen zurück in Richtung Heimat, obwohl natürlich viele Frauen wie üblich den absolut nachvollziehbaren Wunsch äußerten, das Mütterwochenende sollte doch viel länger oder am liebsten dauernd so weitergehen. Aber das geht natürlich nicht und man freut sich ja doch auch auf zu Hause, auf die Kinder und die Familie und auch die Mütter wurden dort sicher sehnsüchtig erwartet.
Was bleibt ist der „reiche Schatz“ an gemeinsam Erlebtem – ja das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein, die tiefen, guten Gespräche sowie die Erholung und vielleicht die ein oder andere wertvolle neue Bekanntschaft / Freundschaft, die entstanden ist und vielleicht auch über das Wochenende hinaus andauern wird.
Für das Vorbereitungsteam: (Steffi Fuchs, Martina von Keitz, Petra Plag Zimmermann, Bettina Simon Schönau). Autorin: Corina Rink
Möchten auch Sie Pflegemutter oder Pflegevater werden, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme.
Wer sich für ein Pflegekind entscheidet, nimmt unweigerlich eine Zwischenposition ein. Da sind die leiblichen Eltern auf der einen Seite, das Jugendamt und der Vormund auf der anderen. Und dazwischen die Pflegefamilie, die sich 24 Stunden am Tag um das Wohl des Pflegekindes kümmert und ihm ein geborgenes Umfeld schenkt. Um diesen Spagat zu meistern, bedarf es eine große Portion Vertrauen und starken Zusammenhalt. Was das bedeutet, wissen auch Caroline und Thomas Wagner mit ihren drei Pflegetöchtern.
Pflegestellen werden in Hessen und deutschlandweit dringend gesucht
Psychische Erkrankungen machen es den leiblichen Eltern oft unmöglich, sich um die eigenen Kinder zu kümmern. Diese haben zumeist viel Leid erfahren: Trennungsängste, Beziehungsabbrüche bis hin zur körperlichen Misshandlung. Die Vorgeschichte nehmen sie mit in die neue Familie. „Da braucht es zu Beginn eine Menge Zuspruch“, sagt Caroline. „Erstmal geht es darum, eine Bindung und Vertrauen aufzubauen.
Dazu gehört auch, eine sinnvolle Besuchsregelung mit den leiblichen Eltern zu vereinbaren.“ In dieser Hinsicht wünscht sich die dreifache Pflegemutter mehr Rechte für Pflegefamilien. Gerade am Anfang müssen die Besuchskontakte behutsam erfolgen. „Ich halte es für wichtig, dass unsere Pflegekinder regelmäßigen Kontakt zu den leiblichen Eltern halten. Sie sollen auch ihre Wurzeln kennen lernen und erfahren dürfen, dass sie ihren Eltern etwas bedeuten. Allerdings sollte immer auf das Wohl der Kinder geachtet werden.“
Es wird viel Unruhe von außen reingetragen
Dass da die angesetzten Besuchskontakte bei Pflegekindern auch zu früh erfolgen können, musste die Pflegemutter schmerzlich erfahren. „Unsere große Tochter hatte in der Anfangsphase starke Schwierigkeiten, die Besuche bei den leiblichen Eltern zu verarbeiten. Die Kontakte waren zu häufig, ich durfte als Rückhalt nicht dabei sein. Das hat uns jedes Mal wieder zurückgeworfen. Sie war damals noch ein Kleinkind. Unsere Pflegetochter und auch wir fühlten uns in der Situation allein gelassen.“ Ähnlich verlief der Kontakt bei Melina, die schon als Baby zu den Wagners kam. Es gab monatelang keinen oder nur sporadischen Kontakt zur Mutter. Jeder Kontakt überforderte das Kind, dennoch wurde trotz einer psychischen Erkrankung der Mutter irgendwann eine Rückführung angedacht. Die Sorge um das Kind und die monatelange Unsicherheit war für das Paar sehr belastend. „Es wird so viel Unruhe von außen reingetragen. Ich wünschte mir, dass wir mehr Rechte hätten, auf Entscheidungen zum Wohle des Kindes einzuwirken“, so der Pflegevater Thomas. Bei der 3-jährigen hat sich das Jugendamt mittlerweile für einen dauerhaften Verbleib in der Pflegefamilie ausgesprochen. Bei den großen Pflegetöchtern ist der Umgang mit den leiblichen Eltern inzwischen adäquat geregelt. Das Paar rät jedem, sich frühzeitig Hilfe und Rat zu holen, auch was eine mögliche Rückführung angeht.
Pflegeeltern sollten sich stärker emanzipieren
Gerichtstermine, Gutachten, schwierige Besuchskontakte von Pflegekindern zu den leiblichen Eltern – auch das gehört unter Umständen zu einem Leben als Pflegefamilie. Auch bei Familie Wagner versuchen die leiblichen Eltern immer wieder die Pflegekinder zurückzuholen. Teilweise unter inakzeptablen Bedingungen. „Eine Rückführung hätte in allen drei Fällen dem Kindeswohl geschadet. Es waren teilweise zermürbende Termine bis hin zum Oberlandesgericht, die viel Kraft gekostet haben.“ Der Pflegevater hat sich mittlerweile selbst schlau gemacht, Gesetze studiert und immer wieder Beistand gesucht. „Wichtig ist, dass man sich rechtzeitig informiert, immer wieder nachfragt und auf sein Recht besteht. Pflegeeltern sollten sich stärker emanzipieren. Der St. Elisabeth-Verein in Marburg hat uns dabei großartig unterstützt.“ Gespräche mit dem zuständigen Supervisor helfen beim Verarbeiten der schwierigen Momente und bei Sachfragen. „Wir mussten schon einige Krisen überstehen“, sagt auch Caroline. „Aber wir sind auch daran gewachsen, sodass uns so schnell nichts mehr aus der Bahn wirft.“ Und mit jeder positiven Rückmeldung wächst auch das Vertrauen in die eigene Kraft.
Die nötige Distanz und der Glaube haben dem Paar geholfen
Und welche Strategie verfolgt das Paar, um die Herausforderungen zu bewältigen? „Ich betrachte den Sachverhalt mit einer gewissen Distanz. Mir ist es wichtig, einen klaren Kopf zu bewahren und mich zu informieren“, sagt der Pflegevater. Die Mutter tickt da anders: „Mir hat mein Glaube sehr geholfen. Mein Schicksal in Gottes Hände zu legen, nimmt mir die Last auf meinen Schultern.“ Einen Groll gegen die Eltern hegt sie nicht. „Man darf nicht vergessen, dass auch die leiblichen Eltern in einer schwierigen Lage sind. Sie haben diesen wunderbaren kleinen Menschenkindern das Leben geschenkt und können sie nun nicht begleiten. Das ist schon schwer.“ Allerdings wünscht sich das Paar auch klarere Strukturen für alle Beteiligten zum Wohle des Kindes. „Mit Pflegekindern sollte nicht experimentiert werden, insbesondere wenn sie schon als Säuglinge aus der Familie herausgenommen wurden. Sie kennen doch teilweise gar nichts anderes als ihre Bezugspersonen in den Pflegefamilien.“ Bei der Frage, ob sie es manchmal bereuen, sich auf das Abenteuer Pflegekind eingelassen zu haben, schütteln beide den Kopf: „Mögliche Rückführungen und schwierige Besuchskontakte von Pflegekindern zu den leiblichen Eltern, sind sicherlich belastend, aber am Ende überwiegt die Freude an den Kindern. Pflegefamilien werden händeringend gesucht, also warum nicht etwas Gutes tun? Unsere Kinder brauchten ein Zuhause und wir wollten unbedingt Kindern ein Zuhause schenken. Und wenn abends die Kleine im Bett liegt und sagt, dass sie uns liebhat, lösen sich alle Bedenken in Luft auf.“